So feierte man das letzte Mal am 24. August 1885 traditionell den Geburts- und Namenstag von König Ludwig II. am Starnbergersee
Der Starnberger= oder Würmsee, der lieblichste unter den Seen Oberbayerns, ist der viel gepriesene Lieblingsaufenthalt der Münchner Sommerfrischler. Ringsum an seinen Uferhöhen sieht man hübsche, anmuthige Villen, dazwischen erheben sich stattliche Schlösser, liegen freundliche, von Obstgärten umgebene Dörfer, und die weite Wasserfläche ist belebt von Segelbooten, Kähnen und Fahrzeugen aller Art. Zu einem besonders reizvollen gemeinschaftlichen Feste aller am Starnbergersee Weilenden gestaltet sich bei günstigem Wetter stets der am 24. August, dem Vorabende des Geburts= und Namenstages des Königs von Bayern, stattfindende Abendkorso, wie ihn unser Bild auf S. 57 zeigt. Nachdem vorher alle überhaupt tragfähigen Fahrzeuge mit Blumengewinden und bunten Lampions geschmückt worden, flammen bei Einbruch des Abenddunkels als Zeichen zum Beginn des Festes auf den Höhen die Freudenfeuer empor, und gleichzeitig stoßen überall die bekränzten und illuminierten, dicht mit fröhlichen Menschen besetzten und oft von schönen Händen geruderten Kähne vom Ufer ab. Tausende von Lichtern spiegeln sich in dem klaren Wasser und beleuchten, wetteifernd mit dem klaren Mondlichte, das belebte, anziehende Bild. Bekannte begrüßen einander, in manchen Fahzeugen macht der Becher die Runde, und unter den Klängen der am Ufer aufgestellten Musik gleiten die Kähne, bald einzeln, bald in Parthien einander begegnend und kreuzend, auf der stillen Fluth dahin, einen feenhaften Anblick gewährend, der jedem Theilnehmer unvergeßlich bleibt. |